Sternzeichen Hausfrau

Manchmal, zwischen den Lesungen, bin ich eine Woche zu Hause, und dann packt mich bisweilen die Hausfräulichkeit. Ähnlich wie Jungfräulichkeit hat Hausfräulichkeit mit Männern zu tun. Man verliert sie jedoch nicht durch Kontakt mit Männern, sondern entwickelt sie plötzlich. Bezeichnenderweise gibt es jedoch kein Sternbild Hausfrau.
Ich hänge voller Elan die Wäsche auf dem Dachboden auf, wo der Wind durch die Sparren pfeift. Da wird sie bestimmt gut trocknen. Dann gehe ich einkaufen (ein älterer Herr sagte mal zu mir, Frauen könnten nur zwei Dinge: einkaufen und meckern). Fröhlich pfeifend stopfe ich das Auto voll mit Klopapier, Seife, Katzenfutter, frischen Blumen … ich bin effektiv, ich bin gründlich, ich bin eine gute Hausfrau.
Jetzt werde ich den Auflauf für abends vorbereiten, und den Wasserkocher entkalken. Draußen schreit die Katze. Ich öffne ihr das Fenster, versuche, gleichzeitig die Einkäufe wegzuräumen, stolpere über einen Stapel Zeitungen und fluche …
Nein, ich fluche nicht. Ich werde die Zeitungen einfach wegräumen: Ich bin eine gute Hausfrau. Ich schneide Zwiebeln, schneide Tomaten, schneide mir in den Finger – wickele etwas Blätterteig darum. Dann stecke ich den Auflauf in den Ofen, verteile die Blumen in den Vasen, zünde das Feuer im Kamin an, erledige den Abwasch und bringe den Kompost raus. Als ich wieder hereinkomme, riecht es aus dem Ofen nach Essigreiniger. Habe ich den Entkalker in die Auflaufform …?
Nach warmem Katzenfutter riecht es auch. So entsteht nouvelle cuisine. Aber was ist das in den Blumenvasen? Sieht nach Bananenschalen vom Kompost aus. Und warum liegt da eine nasse Katze auf dem Abtropfgestell? Im Kamin lodert ein Feuer, das verdächtig nach brennenden Zeitungsstapeln aussieht. Offenbar habe ich das Holz in den Zeitungsständer gelegt. Ich öffne erschöpft den Kühlschrank, um mir ein Glas Saft einzugießen. Der Kühlschrank ist voll mit Klopapier und Seife.
Egal, für Änderungen ist keine Zeit. Ich rase auf den Dachboden. Die Wäsche ist jetzt steif gefroren. Ich will sie falten, doch dabei bricht sie in kleine Stücke. Resigniert beginne ich, Staub zu saugen. Ärgerlicherweise gerät mir dabei die Katze in den Staubsauger. Das bekommt beiden nicht, sie verglühen zu einem gemeinsamen stinkenden Klumpen, und ich reiße alle Fenster auf. “Ich bin eine … gute … Hausfrau”, knurre ich mit zusammengebissenen Zähnen. Das Bad wollte ich noch putzen, bügeln und tausend andere Dinge …
“Hallo-oo!”, ruft mein Mann am Abend. “Wo bi-hist du?”
“Hier!”, schreie ich aus dem Bad. “Ich bügle die Badewanne! Außerdem habe ich die Pfandflaschen zur Post gebracht, die Steuererklärung gebacken und sämtliche Spinnweben frisch bezogen.”
“Warum?”, fragt er erstaunt.
“Dumme Frage”, sage ich, betont entspannt. “Weil ich eine gute Hausfrau bin.”