Ich ging und ging, und mein Herz wurde schwerer und schwerer. Es war nicht die Angst, das spürte ich, es war die Trauer, die der Garten verströmte. Sie drückte mich in der Mitte zusammen wie eine Faust und trieb mir die Tränen in die Augen.
War es das, was Ines gestern Abend gefühlt hatte?
Schließlich bekam ich keine Luft mehr und sank unter einem Baum in mich zusammen. Fieberhaft durchsuchte ich meine Taschen nach dem Asthmaspray, doch ich konnte es nirgends finden.
So lag ich keuchend unter dem Baum und versuchte, meine Hosentaschen von innen nach außen zu stülpen; ich merkte, wie alle Kraft aus meinen Fingern wich.
Da fiel ein Schatten vor mir auf den Weg.
Es war der Schatten eines riesigen Vogels, eines Vogels, so groß, dass er ein Haus hätte auf seinen Schwingen tragen können. Ich blickte empor.
Der Vogel war schwarz, so schwarz, als wäre er selbst nur ein Schatten – und da wusste ich, dass es der gleiche Vogel war, den ich schon einmal hoch am Himmel hatte dahinsegeln sehen. Das war der Namenlose, der schlauer und schneller und mächtiger war als jedes andere Geschöpf in diesem merkwürdigen Land.

Nur seine Augen glühten gelb wie Feuer inmitten all der Schwärze.
Ich dachte: Jetzt stößt er auf mich herab und packt mich mit seinem scharfen Schnabel und zerreißt mich in tausend winzige Stücke. Oder vielleicht bin ich vorher erstickt. Aber er sah mich nicht, er flog vorüber, und ich erstickte auch nicht.
Denn in genau dem Moment, in dem der Schatten den weißen Kiesweg verlassen hatte, fand ich das Spray.
Die Dose hatte sich in irgendeiner Falte meiner linken Hosentasche versteckt und kullerte heraus, und ich packte sie mit allerletzter Kraft und sprühte das unerklärlich wunderbare Mittel darin in meinen Rachen. Kurz darauf konnte ich wieder atmen. Mein Herz schlug mit solcher Kraft, dass es mich ganz auszufüllen schien. Ich saß noch eine ganze Weile so auf dem Boden und starrte auf die Stelle, wo eben noch der Schatten des Namenlosen den Weg gestreift hatte.
Eine Feder lag dort, eine einzige schwarze Feder. Ich stand auf und bückte mich nach ihr, um sie einzustecken.
Ja, er würde mich vernichten.
Die Vögel hatten Recht gehabt.
Und dennoch steckte ich die Feder in meine Tasche, und dennoch ging ich weiter.