Sie konnte das Metall beinahe im Nacken fühlen, das Metall einer Waffe, die sich gegen ihren Hals drückte, obwohl da nur ihr nasser Schal war. Ich habe Angst, hatte sie zum Knaake gesagt, Angst, dass noch jemand tot unter dem Schnee gefunden wird.
Aber nie, keinen Augenblick lang, hatte sie daran gedacht, dass dieser Jemand sie selbst sein konnte. Sie zwang sich, weiterzugehen, aber sie kam nicht voran, sie sah sich zu oft um, vergeblich; der, der ihr folgte, verschmolz mit der Umgebung, wenn sie sich umdrehte. Sie dachte an Linda und ihre unsinnige Angst um ihre einzige Tochter.
Wie sinnvoll ihr Lindas Angst auf einem erschien!
Die schlimmsten Dinge, bei deren Erwähnung man abwinkt und lacht, geschahen alle irgendwann wirklich. Mach dir keine Sorgen, ich komme schon rechtzeitig nach Hause, ich werde schon nicht überfallen und vergewaltigt werden. Mach dir keine Sorgen, ich lasse mich da draußen schon nicht umbringen. Mach dir keine Sorgen. Keine Sorgen.
Sie spürte, dass die Person, die ihr folgte, näher kam, sie spürte es genau. Und etwas in ihr sehnte

sich danach, sich der Länge nach in den Schnee fallen zu lassen und einfach auf diese Person zu warten. Ihr Atem ging stoßweise, es fühlte sich an, als atmete sie die Schneeflocken und den eisigen Wind bei jedem Atemzug ein und aus.
„Abel“, flüsterte sie. „Wenn du das bist, beeil dich. Komm her. Bring das hier zu Ende. Ich kann nicht mehr.“
Aber auf einmal wusste sie mit hundertprozentiger Gewissheit, dass es nicht Abel war. Es war jemand anders. Sie wusste nicht, woher sie es wusste, sie wusste es einfach. Es würde ihr, dachte sie, nichts mehr nützen. Und sie merkte, wie sehr sie sich nach Abels Anwesenheit sehnte. Wenn er da gewesen wäre, hätte sie sich nicht so sehr gefürchtet, nicht einmal vor dem Tod.
„Ich werde sterben“, wisperte sie, beinahe lautlos, während sie weiterstolperte, „ich werde sterben, und ich weiß, was dann geschieht. Dann werden sie ihm meinen Tod zuschreiben. Sie werden glauben, er wäre es gewesen, der mich umgebracht hat. Jemand wird dafür sorgen, dass sie das glauben. Es ergibt alles Sinn.“