Reihen von Käfigzellen, Wand an Wand, übereinandergetürmt wie die Vogelvolieren eines wahnsinnigen Zoos. Unter den Decken der Käfige hingen kleine dunkle Knäuel. Frederic legte den Kopf zurück und sah zu ihnen empor. Sie schienen die Höhe zu bevorzugen. Die Bodenplatten der Käfige waren leer. Waren sie dort oben befestigt? Oder schwebten sie?
Hölzerne Stege liefen über ihnen durch die Luft, dort entfaltete sich eine Welt wie ein Baugerüst, irrwitzig zusammengebastelt aus Leitern, Strickleitern und Brücken. Ein Gerüst, um die oberen Käfige zu erreichen.
Frederick und Änna gingen zwischen den Gittern entlang, den Blick auf die dunklen Knäuel gerichtet. Manche von ihnen bewegten sich ab und zu. Sie atmeten. Sie lebten.
Und dann sah Frederic, wie sich aus einem der Knäuel ein bunter Flügel reckte, größer wurde, sich dehnte … ein Kopf kam hinterher, beäugte sie misstrauisch mit kleinen Augen, verschwand wieder und tauchte gleich darauf erneut auf. Er sah aus wie der Kopf eines Kanarienvogels, doch er hatte drei Augen, und statt Federn bedeckten ihn glänzende Schuppen.

In diesem Moment ertönte von weiter oben aus dem Gewirr der Leitern und Stege ein metallener Ton, als schlüge jemand mit einer schweren Stange gegen ein Gitter. Der schuppige Kopf und der Flügel verschwanden sofort. Das Wesen war wieder nichts als ein unkenntliches Knäuel.
„Sie sind … irgendwie … zusammengepresst“, wisperte Änna. „Komprimiert. So sehr, dass man sie nicht erkennen kann.“
„Die Träume“, flüsterte Frederic. „Es sind all die Träume, die Bruhns den Kindern gestohlen hat! Und er plant, sie zu vernichten. Ihre letzte Nacht ist nicht mehr weit fort. Die letzte Nacht der gefangenen Träume.“
Als er das gesagt hatte, dröhnte der Ton der Eisenstange noch einmal zu ihnen herunter. Und gleich darauf hörten sie schlurfende Schritte vom oberen Teil des Holzgerüsts.
Jemand war dort.