Melrose Abbey war nicht der behaglichste Platz zum Übernachten. Alte, leere Kirchen sind das selten. Doch Oliver war fast eingeschlafen, als der Dackel ihn mit einer Pfote anstupste.
„Du bist doch aus dem Armenhaus weggelaufen, bevor du mich getroffen hast“, sagte Twist. „Bist du eigentlich dort zur Welt gekommen?“
Schlaftrunken öffnete Oliver ein Auge. „Wie – nein. Ich denke nicht.“
„Du denkst?“
„Ich … kann mich nicht erinnern, wo ich vorher war. Oder wer meine Eltern sind. Ich weiß nur die Dinge, die geschehen sind, als ich vier war. Davor ist alles schwarz in mir.“

Es war tiefe Nacht, als Oliver aufwachte. Er konnte nicht sagen, wovon. Draußen heulte der Wind um die alten Mauern. Oliver nahm den Twist von seinem Bauch und setzte sich auf. Die Luft war blau und durchsichtig wie Wasser.

Ab und zu schwammen die Schatten von großen Fischen über die Grabplatten, aus denen der Boden hier bestand.
Staunend sah Oliver nach oben, und sein Blick fiel auf eines der hohen Fenster. Erst da begriff er: Es waren Wolkenfetzen, deren Schatten er sah. Das Gewitter hatte nichts als den Wind übrig gelassen, der sie über den Nachthimmel trieb.
In jenem Nachthimmel aber schien der Mond; groß und silbern hing er über dem Land. Oliver dachte an das Gedicht, von dem Twist erzählt hatte. Twist mit seiner ewigen Bildung!
„Und willst du des Zaubers sicher sein...“, murmelte er. „So besuche Melrose bei Mondenschein ...“
Vorsichtig stand er auf und ging zwischen den Bänken hindurch zum Fenster. Draußen konnte er die Wiese mit den Grabsteinen im Mondlicht erkennen.