Und dann nähert sich ein Schiff, rast über die Wellen heran. Sie hören den Motor.
Die Küstenwache.
Uniformen. Die Gesichter der beiden Männer darüber liegen im Dunkeln, als hätten sie keine.
Das Schiff liegt längsseits, schlägt mit jeder Welle gefährlich gegen die Flanke des Kutters. Leinen werden geworfen. Er lässt die zitternde Hand los, um ein Seil zu vertäuen.
Niemand versteht die Worte, die gerufen werden.
»Das ist Griechisch«, sagt jemand. »Wir sind nicht vor der italienischen Küste. Das ist Griechenland.«
Es geht wie ein Lauffeuer durch die Menge der zusammengekauerten, erschöpften Menschen an Deck. Griechenland, ein Land, in das keiner von ihnen wollte. Die Griechen haben selbst nichts, jeder weiß das, die Griechen können nicht helfen.
»Italien!«, rufen sie der Küstenwache zu. »Wir sind auf dem Weg nach Italien! Aber wir haben keinen Treibstoff mehr. Und das Schiff ist leck!«
Die Männer der Küstenwache sprechen jetzt Englisch, hart, gebrochen. Offenbar sind sie irgendwo westlich von Kreta.
»You want go Italy, you go Italy! Wir helfen euch, das Leck zu flicken. Wir geben euch Treibstoff. Aber Treibstoff kostet Geld.«

»Ja, ja. Wir sammeln Geld ein!« Es ist einer der Alten, der das sagt, sie nennen ihn nur den Professor.
Er packt den Alten an der Schulter. »Das ist zu weit! Wir schaffen das nicht! Nicht mit dem Leck!«
Eine Diskussion entsteht, die meisten sind dafür, das Geld einzusammeln, die Wellen lassen die Bordwände der beiden Schiffe aneinanderreiben, er hört das Holz des Kutters ächzen. Einer der Küstenwachleute kommt herüber, folgt Ibrahim unter Deck, will helfen, das Leck notdürftig zu flicken. Er sieht sein Gesicht noch immer nicht, nur seine Hand. Er hat ein Feuermal dort, einen tiefroten Fleck, als wäre Blut auf die Hand gespritzt.

»Das ist Wahnsinn!« Er schreit die anderen jetzt an. »Vergesst das mit dem Geld! Das ist Selbstmord!«
»Du!«, brüllt der vom Küstenwachschiff. »Hast du hier was zu sagen? Komm rüber, wir verhandeln in Ruhe.«
Und dann ist er auf dem Schiff der Küstenwache, wird unsanft in die Kajüte gestoßen, fällt. Der Uniformierte spricht von oben zu ihm, sein Gesicht ist weit weg. Er hat ein Halstuch über Mund und Nase gezogen, vielleicht gegen die Kälte.