Im Licht der Kutschlaterne sah ich meinen Freund an.„Ich muss gehen“, sagte Joern leise. „Drüben warten sie auf mich.“
„Nimm mein Fahrrad“, sagte ich. „Ich habe es hinter dem Stall an die Wand gelehnt. Es hat ein gutes, helles Licht. Wenn du es bei der Schlucht zurücklässt, hole ich es morgen dort ab. Weißt du den Weg noch, den wir auf Westwind her geritten sind?“
Er nickte. „Du kommst doch wieder?“, fragte ich.
Da nickte Joern noch einmal. „Natürlich komme ich wieder. Schon morgen. Mich wirst du so schnell nicht los, da mach dir mal keine Hoffnung. Alle werden denken, ich schlafe bei Frentje, nicht wahr? Und ihr beiden müsst euch eine gute Ausrede ausdenken, wo ich bis nachmittags stecke.“
Er lachte, und sein Lachen klang so fröhlich, dass mir wieder leichter zumute wurde.
„Ich werde ihnen erzählen, du hättest nachts den ganzen Wein ausgetrunken, den Frentje für ihre Sauce besorgt hatte“, erwiderte ich. „Und davon hättest du einen solchen Kater, dass du bis nachmittags im Bett bleiben musst.“

Na Prost“, sagte Joern. Und dann drehte er sich um, ging über den Hof davon und verschwand in der Dunkelheit.
Während ich ihm nachsah, kamen mir tausend schreckliche Gedanken. Was, wenn der Kjerk im Wald lauerte? Wenn man im Mondlicht die Brücke über die Schlucht nicht gut genug erkennen konnte? Was, wenn ich meinen Freund nie wiedersah?
Das Kaminfeuer brannte hell an diesem Abend und die graue Katze schnurrte laut, denn sie hatte heimlich die halbe Fischpastete aufgegessen. Ich gewann im Halma dreimal gegen Flint, aber mein Herz war schwer und schwarz vor Sorge. Nachts, in meinem Bett, träumte ich vom Finsterbach. Ich stand ganz alleine mitten auf der Brücke und sah in sein dunkles Wasser hinab, das tief unten um die Felsen jagte. Auf einmal war über mir in der Luft ein Rauschen wie von den Schwingen eines Vogels zu hören. Ich hob den Kopf. Und da schwebte direkt über mir der Kjerk.
Er war riesengroß. Blaue Federn bedeckten seinen Körper, doch sein Kopf war der einer Raubkatze und er besaß vier Pranken mit blitzenden Krallen. Während ich ihn anstarrte, öffnete er das Maul und eine grellgelbe Flamme loderte daraus empor. Und jetzt schlug er mit den tiefblauen Flügeln und stürzte sich auf mich.