»Wie bitte?«, fragte Laura. »Das darf doch nicht wahr sein. Tom ist mein Kater. Er war schon immer bei uns, bei Papa und mir! Nur war er in unserer Welt eben klein und ...«
»Mau«, sagte der Kater Tom.

Der Kater Tom hatte begonnen, am Rad der Schlucht entlang zu trotten.
»Unsinn«, sagte Laura ärgerlich. »Weil niemand losgegangen ist, um es zu tun.«
»Ja, tu du nur so schlau«, sagte Linusch. »Wenn du alles kannst, was noch niemand vorher konnte, dann hops doch rüber. Geh doch dahin zurück, wo du herkommst, in dein Krankenhauszimmer mit den weißen Wänden, wenn es dir da besser gefällt. Du hältst mich sowieso nur auf bei dem, was ich tun muss.«
»Ach so? Und warum hast du gesagt, du brauchst mich?«
»Habe ich nie gesagt.«
»Doch.«
»Nein.«
»Doch. Und überhaupt weißt du was? Du sitzt auf meinem Kater!«
»Wie bitte?«, fragte Laura. »Das darf doch nicht

wahr sein. Tom ist mein Kater. Er war schon immer bei uns, bei Papa und mir! Nur war er in unserer Welt eben klein und ...«
»Mau«, sagte der Kater Tom.

Sie waren an einer Stelle angekommen, an der ein Felsen am Rand der Schlucht lag, ein weißer, verschneiter Felsen, spitz und zerklüftet. »Mau«, sagte der Kater Tom noch einmal, ganz so, als wollte er ihnen etwas mitteilen. Gleich darauf spürte Laura, wie er all seine Muskeln unter ihr anspannte, und im nächsten Moment sprang er mit zwei großen Sätzen zur Spitze des Felsens hinauf. Dort blieb er eine Sekunde stehen, eine sehr kurze Sekunde, wie es Laura schien – dann setzte er hinaus ins Nichts.
Laura bekam vor Schreck einen Schluckauf. Und während sie mit ihrem unkontrollierten Gehickse kämpfte, geschah etwas völlig unerwartetes: Der Kater Tom lief in der Luft einfach weiter.
Als wäre da etwas, das ihn hielte.
Etwas, das fest und federnd war wie der Schnee, glatt und sicher wie das Eis auf dem See, hart und unnachgiebig wie der Weg in Liesbeths Garten.
»Oh«, sagte Laura. Und gleich darauf: »Hick.« Sie hielt die Luft an, aber es nützte nichts.