“Wisst ihr, dass wir Hochwasser kriegen?”, fragte der Pfarrer aufgeregt. “Das letzte Hochwasser ist schon unglaublich lange her. Damals waren alle drei Straßen geflutet ... ich muss jetzt weiter, die Kirche sichern.”
“Die Kirche sichern?”, fragte Aik. “Will er sie festbinden, weil sie sonst wegschwimmt?”
“Stell dir vor, die Grabsteine!”, sagte Luisa. “Die schwimmen dann durch ganz Ammerlo...” Auf der anderen Seite der Brücke trafen sie den Grießgram, der seinen großen schwarzen Hund spazieren führte.
“Gleich kommt das Hochwasser!”, rief er. “Da gehören Kinder nach Hause, nicht auf die Straße! Beim letzten Hochwasser ist fast mein Hund weggeschwommen!”
“Oh, das tut mir Leid”, sagte Luisa, während Griesgram und Hund grummelnd um die Ecke verschwanden.
“Wieso tut es dir Leid, Luisa”, fragte Lukas verwundert, “dass der böse schwarze Hund fast weggeschwommen ist?”
“Es tut mir leid, dass er nur fast weggeschwommen ist”, sagte Luisa.

Sie kamen nicht weit, ehe die nächste Hochwasser-Verkünder ihnen begegnete.
“Aus dem Weg!”, rief jemand, “das Hochwasser kommt!”
Es war aber gar nicht das Hochwasser, das kam. Es waren die Brückenwärter, und sie fuhren mit ihren Fahrrädern vor einem großen THW-Auto her, dem sie den Weg zeigten. Die Kinder liefen dem Auto bis zum Hafenamt nach, wo mehrere Leute aus dem Auto sprangen und begannen, große Sandsäcke auszuladen. Vor dem Hafenamt bildete sich gerade ein kleiner Menschenauflauf. Alle wollten irgendwohin Sandsäcke schleppen, und alle schrien dauernd. “Das Hochwasser kommt!”
Ganz Ammerlo schien auf den Beinen zu sein und hektisch durch die Gegend zu laufen, statt sich zu Hause zu verbarrikadieren, wie sie es im Radio empfohlen hatten. Die Stimmung glich eher der auf einem Jahrmarkt als der vor einer Katastrophe.