Das … das ist unmöglich!“, wisperte er.
„Ja“, sagte Achim. „Aber es geschieht trotzdem.“
Die Rose neigte sich und wuchs in einem Bogen wieder zur Erde. Dort hörte sie ganz plötzlich mit dem Wachsen auf. Stattdessen erschienen jetzt überall an ihren Ästen Blütenknospen, und Dutzende von weißen Blütenblättern drängten ans Mondlicht.
„Irre“, sagte Karl. „Einfach irre. Wir träumen. Oder?“
„Riech mal“, sagte Achim. „Riech doch mal.“
Da atmete Karl den Duft der Rosen tief ein – einen Duft wie von hundert Honiggläsern, die man gleichzeitig geöffnet hat, vielleicht um den größten Lebkuchen der Welt zu backen.
„Wenn man den Duft einatmet, geht der Wunsch in Erfüllung“, flüsterte Achim. „Karl … siehst du, was das hier ist? Ein Tor! Ein Rosentor! Ich denke, es führt dorthin, wo Marias Wunsch erfüllt wird.“
Dann zog er Karl mit sich durch das Rosentor. Und dann – dann bebte die Erde.

Achim fand sich auf dem Boden wieder, keuchend vor Überraschung.
„Karl?“, flüsterte er. „Karl, was war das?“
„Ich weiß nicht“, sagte Karl. „Ein Erdbeben? Die … die Rose ist weg, schau!“
Er ließ das Licht der Taschenlampe über den Kies gleiten. Über die Büsche. Über das verfallene Haus. „Und irgendwas ist anders. Aber ich weiß nicht, was. Achim … da war ein Knall. Was kann knallen?“
„ButterbrottütenKnallerbsenSchießbudengewehreTüren“, sagte Achim.
„Türen?“, fragte Karl. „Tore … wohl auch? Zum Beispiel eiserne Gartentore?“
Sie sprangen auf und rannten über den Platz zurück, den Kiesweg entlang, bis zu dem grünen Tor in der hohen Mauer. Es stand nicht mehr offen.
„Der Wind hat es zugeschlagen“, murmelte Karl. Er zog am Griff des rechten Torflügels. Dann am Griff des linken.
Das Tor ließ sich nicht mehr öffnen.