Wer zum Teufel...?

Antonia Michaelis wurde in Kiel geboren und verbrachte die ersten beiden Jahre ihres Lebens in einem kleinen Dorf an der Ostsee. Anschließend zog sie mit ihren Eltern nach Augsburg, wo sie zwar zur Schule ging, aber nie aufpasste, weil sie unter der Bank dicke Bücher verfassen musste. Ihre Abiturarbeit schriebt sie über Faust 2, den sie nie gelesen hat. Danach ging sie für ein Jahr nach Südindien, um an einer kleinen Schule nahe Madras alles zu unterrichten, was ihr unter die Finger kam, vor allem Englisch, Kunst und Schauspiel.


Anschließend studierte sie durch ein Versehen beim Ausfüllen des ZVS-Bogens sieben Jahre lang in Greifswald Medizin. Gleichzeitig reiste sie durch die Weltgeschichte, arbeitete in einigen kleinen Krankenhäusern, vornehmlich auf Bergen ohne Strom, und begann, Bücher für Menschen aller Altersgruppen zu veröffentlichen.

Heute lebt Antonia Michaelis in einem kleinen Dorf gegenüber der Insel Usedom. Sie arbeitet für mehrere Verlage und, dramaturgisch, für die Montessorischule Greifswald - und verbringt den Rest der Zeit mit vier Töchtern und Mann, vier Förderkindern und 3000 Quadratmetern Brennesseln.

Das Schreiben anständiger, informativer Lebensläufe hat sie leider nie gelernt.

 

Pamphlet des Sousrealismus


Version 1 (für Psychologielehrer) Nein. (ich war immer schon der Meinung, Pamphlete sollten mit „nein“ beginnen).

Nein, ich schreibe keine Fantasy. Das sollen andere tun, die können es wenigstens. Was ich schreibe, fällt unter den Begriff Sousrealismus. Den haben Sie noch nie gehört? Kann daran liegen, dass ich ihn eben erfunden habe. Der Sousrealismus ist eine Abart des Surrealismus und dennoch das Gegenteil. Wo der Surrealismus über der Realität liegt, liegt der Sousrealismus darunter. Der Surrealismus schafft Rätsel, der Sousrealismus versucht, zu erklären.

Der Zugang zum Surrealen ist einigen wenigen vorbehalten. Das Sousreale kennen wir alle. Wir sehen es nur nicht. Es liegt in einer verborgenen Schicht direkt unter der sichtbaren Oberfläche; ab und zu kann man es spüren, wenn die Oberfläche dort Wellen schlägt, und manchmal, aber nur sehr selten, wird es sichtbar. Das Adoptivzimmer ist so ein sousreales Ding - ein Raum, in dem ein totes Kind wohnt, weil seine Eltern es nicht loslassen können. Die Wahrheit, das Nichtloslassenkönnen, ist die ganze Zeit über da, schwingt unter der Oberfläche des Alltagslebens mit, doch es muss erst ein anderes Kind kommen, mit seiner eigenen Angst vor neuen Räumen, um diesen Raum zu finden – oder zu erfinden, je nach Betrachtungsweise. Das Schneeland, das Laura betritt, um den Silberwolf und letztendlich den Tod kennen zu lernen, ist sousreal … Die Zähne von Frederics bissigem Schuldirektor … der Zettel am Kühlschrank des Arend Maretani...

Es ist besser, an dieser Stelle einen Schlussstrich unter die Interpretationen zu ziehen, denn wer ein eigenes Buch interpretieren muss, um es verständlich zu machen, sollte mit der Interpretation – und mit dem Buch - den Kamin füttern. Aber ich kenne die Sehnsucht der Verlage und Lehrer und Reporter und Kritiker – ihre Sehnsucht nach Schubladen. Bittesehr auf der neuen Schublade steht SRM, und man kann mich hinein stecken. Wer sich zu mir setzen möchte, ist herzlich willkommen. Ich habe allerdings den Verdacht, dass da schon andere Autoren in den Ecken sitzen, bessere als ich ...


Version 2 (für Kunstprofessoren)

Irgendjemand, wahrscheinlich Dalí, hat einmal gesagt: Wenn sich zwei nicht zusammenpassende Dinge auf einer zu keinem der beiden passenden Ebene treffen, dann entsteht ein seltsamer Funke im Gehirn. So funktioniert Surrealismus. Wenn sich zwei nicht zusammenpassende Ebenen im Leben einer zu beiden passenden Person treffen, dann entsteht ein Funke im Herzen. So funktioniert Sousrealismus. (Und wenn sich zwei völlig unverständliche, abstrakte Erklärungen auf einer völlig unsinnigen, konkreten Website treffen, dann entsteht eventuell ein Funke im Computerkabel. Und dann funktioniert gar nichts mehr.)


Version 3 (für normale Menschen)

Es lebe der Sousrealismus! Was das ist? Ist doch egal. Hauptsache, es macht Spaß.