„Sie wollen mich sowieso nicht haben“, murmelte ich. „Bestimmt sind sie froh, dass ich endlich weg bin.“
Ich wanderte langsam zu der Stelle zurück, an der wir das Fahrrad nicht gefunden hatten. Und ich fand es auch jetzt nicht. Ich suchte, bis sich das Nachmittagslicht violett färbte, und am Ende gab ich erschöpft auf. Jorgen hatte Recht: Das Rad war verschwunden.
Es verschwand einfach zu viel von diesem Kontinent.
Ich zwickte mich in den Arm, um mich zu vergewissern, dass ich noch da war.
„Au“, sagte ich und wusste, ich war noch da.
Dann sagte ich zu mir selbst: „Du solltest nach Hause gehen“, und dann tat ich das.
Noch war es hell genug, um sich nicht zu Tode zu fürchten, aber die Dunkelheit würde bald kommen, das wusste ich, und mit der Dunkelheit kämen die schwarzen Schatten des Waldes, in denen es raschelte und wisperte, und mit den wispernden Schatten käme die Angst.
Und womöglich käme auch der Uralte, wer immer er war.

Nun musste ich wohl zugeben, dass ich nicht mutiger als die anderen, und das ärgerte mich maßlos. Aber meine Angst vor der Angst war einfach zu groß.
Als ich die Bäume mit der beinahe goldenen Rinde erreichte, waren in der Dämmerung schon die ersten Sterne zu sehen. Diesmal schwiegen die goldenen Bäume.
Sie neigten sich genauso zum Meer und reckten ihre Arme genauso sehnsüchtig dem Horizont entgegen wie zuvor, aber sie taten es stumm, ohne zu raunen und zu rauschen und mit dem Holz ihrer goldenen Stämme zu stöhnen. Als wären die Bäume mit etwas anderem beschäftigt.
Ich fühlte einen Stich im Herzen, als ich unter ihren Ästen hindurchwanderte, doch zu meiner eigenen Überraschung fürchtete ich mich nicht. Oh doch, ich fürchtete mich schon: Ich fürchtete mich vor dem Wald und der Nacht und den Schatten - und vor dem verrückten Olafsen, der womöglich irgendwo hier draußen unterwegs war, und vor dem Uralten. Aber vor den goldenen Bäumen, die so verzweifelt ins Leere griffen, fürchtete ich mich nicht mehr.