an dessen Reling man stolz stehen und fremden Ländern entgegensehen kann. Oder mit dem Degen in der Hand die Schlangen im Urwald zu bekämpfen. Oder ...“
Er hielt inne und beugte sich weiter vor.
Da war etwas gewesen, eine Bewegung unten zwischen den Büschen vor der Villa. Ein Schatten ...
„Miguel?“, rief Pablo leise. Denn es war Miguel, auf den er da oben auf seinem Turm wartete.
Miguel kam jeden Freitag vorbei, setzte sich zu ihm auf die Stufen vor der Villa und unterhielt sich mit ihm. Meistens brachte er Pablo ein Sandwich oder einen gegrillten Maiskolben mit. Aber am letzten Freitag war er nicht gekommen, was Pablo gewundert hatte.
Miguel war Student.
Er trug eine Brille mit kleinen runden Gläsern und lustigem rotem Rahmen, und er hatte so große Träume wie Pablo. Oft saßen sie freitags zusammen auf den Stufen der Villa und träumten: von Abenteuern, von den Meeren und den Sternen und dem grünen Geheimnis des Waldes rund um Manaus, ihre Stadt.
An diesem Tag ahnte Pablo noch nicht, wie bald er

 

den Wald besser kennenlernen würde. Wie bald er in ein Abenteuer hineinrutschen würde. Allerdings ohne Degen und Silbersporen.
„Miguel, bist du das?“, rief Pablo. Niemand antwortete.
Unten in der Villa klirrte etwas. Glas. Eine Scheibe.
Das war seltsam. Pablo begann, außen am Turm an einer Kletterpflanze herunterzuklettern, denn die Treppe unten war seit langem nicht mehr begehbar.
Unten sprang er ins Gras und zog sein altes Taschenmesser heraus, und so schlich er vorwärts, dorthin, woher das Klirren gekommen war.
Denn leider besaß er keinen Degen.
Er besaß eine bunte gewebte Umhängetasche, drei Unterhosen mit Löchern, das Messer, eine durchgelegene Matratze und eine kleine Bibel, die ihm ein netter Priester einmal geschenkt hatte und die er verwendete, um Kerzen darauf festzukleben.
Es klirrte wieder unten in der Villa. Pablo mochte die unteren Räume nicht so sehr, sie waren zu dunkel und zu groß und die Leute warfen Müll hinein, den er lieber den Ratten und Katzen überließ.
„Miguel, bist du das? Spielst du Verstecken mit mir? Komm raus da“, sagte Pablo. „Wir können uns auf die Stufen setzen wie immer. Hast du was zu essen dabei? Wie … wie waren die letzten Prüfungen …?“