»Am Ende der Allee ist es«, sagte Papa. »Krummin.«
Das Ortsschild war zwar gerade, aber die alten Häuser schienen schon ein bisschen krumm. Auf der Einfahrt, in die Papa einbog, wuchs Gras; die Sorte hellgrünes, langbeiniges Gras, die es
nur im Sommer und nur zu Beginn eines Abenteuers gibt. Ella war entschlossen, ein Abenteuer zu erleben. Immerhin war sie in diesen Ferien beinahe ein Waisenkind. Mama und Papa würden
ohne sie verreisen.

»Fahrt ihr nur gleich weiter nach Berlin zum Flughafen«, sagte Ella. »Ich komme schon klar.«
Mama lachte. »Wenn du erlaubst, würden wir Heinz und Marianne gern noch Guten Tag sagen.«
Heinz und Marianne – die Buchenstocks – kamen schon über den Hof gelaufen. Aber es war ein großer, schwarzer Hund, der Ella zuerst begrüßte. Er leckte ihr Gesicht ab und lief dann davon,
etwas Grünes zwischen den Zähnen. Ellas Bleistift.
»Hey!«, rief sie. »Warte!«
Sie rannte dem großen, schwarzen Hund nach, um das hübsche alte Bauernhaus herum, mitten hinein in einen riesigen Garten voller Obstbäume und Holundersträucher.

Der Hund war nirgends zu sehen. Nur die Bienen summten im hohen Gras. Auf einer violetten Distelblüte saß ein Pfauenauge und klappte seine zarten Flügel auf und zu wie Buchseiten. In
der Ferne schwebte die Melodie einer Mundharmonika vorbei.
»Hund?«, rief sie. »Wo bist du? Ich brauche diesen Bleistift! Das ist mein Waisenkindbleistift!«
An einer Stelle wippten die Holunderzweige – als wäre gerade jemand dort verschwunden. Ella duckte sich und tauchte zwischen die Blätter.
Der Holunder war wie ein grüner Gang, und am anderen Ende wäre sicherlich eine neue, phantastische Welt … Aber leider war dort nur ein weiteres Stück Garten, wild und unbeschnitten.
Und dort stand etwas Buntes, mitten zwischen Disteln und Brennnesseln. Etwas aus Holz, von dem in großen Streifen die Farbe abblätterte. Als Ella näher kam, entdeckte sie zwischen den Brennnesseln vier Räder.
»Ein Wagen«, flüsterte sie und fühlte die Aufregung durch ihre Adern kribbeln. »Ein Zirkuswagen!«