„Was machen Sie hier?“, fragte er schroff.
„Ich … ich bin wegen der Fenster hier“, sagte Siri. „Die Kirche bekommt neue Fenster. Aber das wissen Sie sicher? Die Leute von diesem Verein … sie wollten, dass ich die Skizzen vor Ort mache. Ich muss die Leute nach den alten Fenstern fragen.“
Er schüttelte den Kopf. „Mir hat keiner was gesagt. Aber mir sagen sie nie irgendwas über irgendwas. Ich hätte gerne gewusst, wer zwischen meinen Apfelbäumen herumläuft.“
„Zwischen Ihren Apfelbäumen?“, fragte Siri. „Wer … sind Sie?“
„Das Friedhofskind“, antwortete er und schnaubte, ein Laut zwischen Verachtung und Lachen. „Das ist es jedenfalls, was die Leute Ihnen erzählen werden.“ Dann deutete er plötzlich eine abstruse kleine Verbeugung an, die durch seine enorme Größe noch abstruser wirkte. „Ich bin der Totengräber hier.“

Siri ließ ihren Blick noch einmal über den kleinen Friedhof gleiten, über die winzige Kirche, die Feldsteinmauer. Vor dem Tor sah man den unbefestigten Weg draußen. Ein paar geduckte, reetgedeckte Häuser.

„Totengräber? Es gibt nicht viele Tote zu begraben in diesem Dorf“, sagte sie. „Um ehrlich zu sein … es sieht so aus, als gäbe es nicht mal viele Lebendige.“
Er schüttelte den Kopf. „Ich bin für die ganze Gegend zuständig. Kümmere mich um alles: Beete, Rasenmähen, Heckenschneiden … und eben die Gräber. Wenn sie mich auf den anderen Friedhöfen der Insel brauchen, holen sie mich.“
„Und dies ist … Ihr Heimatfriedhof?“
Es klang, fand Siri, als führte sie ein höfliches Gespräch mit einem Vampir.
Er nickte knapp. „Wie lange bleiben Sie?“
„Eine Weile. Ich habe die Ferienwohnung bei Frau Hartwig, im Keller … daneben gibt es einen Raum, der sich als Werkstatt eignet. Ich muss die Skizzen machen, die Gläser zusammenfügen … und sie am Ende einsetzen.“
„Das machen Sie? Nicht irgendein Handwerker?“
Sie kniff die Augen zusammen.
„Ich bin“, sagte sie, „ein Handwerker. Es gibt weibliche Handwerker.“
Er nickte wieder. „Beeilen Sie sich mit den Fenstern. Wenn einer hier auf dem Friedhof rumläuft, ist das mehr als genug.“