Er sah weiter aus dem Fenster, aus dem er gesehen hatte, während er ins Telefon lauschte. Draußen lag der Garten, dunkel und duftend von Flieder und Frühlingserde.
Ich rieche die Erde noch immer, es ist seltsam, all diese Unwichtigkeiten haben sich in mein Gedächtnis gegraben und sind nicht mehr daraus zu löschen.
Claas holte tief Luft. Und dann sagte er jene knappen, präzisen Worte, die ich nie vergessen werde, jene Worte, die ich später nicht mehr von Claas-als-Person trennen konnte, die sein Umriss wurden, sein Schatten, sein Mantel und sein Gesicht. Jene Worte, die ich, zusammen mit ihm, hassen lernte. Er sagte:
„David hatte einen Unfall. Auf der A 20. Er ist nicht bei Bewusstsein, aber er lebt. Sie haben ihn nach Rostock gebracht. Wir fahren sofort los.“
Fünf Sätze, konzentrierte Information, vernünftig, erwachsen. Ohne Emotion. Etwas in mir wollte auf dem Fußboden zusammenbrechen, in einem Schleier aus verzweifelten Tränen, wollte schreien, wollte irrationales tun, aber Claas Worte verboten es mir.

Der Wagen, ein silberner BMW, geriet durch die Bremsung ins Rutschen, er erfasste ihn von der Seite und schleuderte ihn an den Fahrbahnrand, gegen die linke Leitplanke, wo er ein zweites Mal mit ihm kollidierte, so dass er zwischen der zerquetschten Hintertür und der Leitplanke eingeklemmt wurde, zwischen neun und neun Uhr fünfzehn. Der Krankenwagen und die Polizei waren gegen neun Uhr dreißig vor Ort. Sie mussten den Fahrer des Wagens aus dem Auto schneiden, aber bis auf Prellungen vom Airbag hatte er keine weiteren Verletzungen davon getragen. Gegen elf Uhr nachts fanden sie in der Klinik in seinen Kleidern das blaue Plastikportemonnaie mit dem Fahrausweis. Er trug nichts bei sich als dieses Portemonnaie.
Die erste Frage war, was er auf der Autobahn getan hatte.
Aber das war nicht die erste Frage, die Claas stellte, als sie anriefen.
Seine erste Frage war: „Aber er lebt?“ Sekunden später legte er das Telefon auf. Er sagte nicht „setz dich“ zu mir. Oder: „Du musst jetzt stark sein“. Er nahm mich nicht in die Arme und hielt mich nicht fest. Er drehte sich nicht einmal zu mir um.