Thalia ist McDonald’s für Bücher, und Starbucks ist Thalia für Kaffee. Dennoch befindet sich im Starbucks mein ausgelagertes Arbeitszimmer. Vielleicht handelt es sich ja um die Geldwäscheabteilung einer amerikanischen Sekte – aber zwischen den Männern in ihren Anzügen und Schlipsen fühlen sich mein Laptop und ich verstanden. Außerdem gibt es Kaffeetassen, in denen man bei schlechtem Wetter seine Füße baden kann. Bei gutem Wetter lassen manche Leute auch ihre Hunde darin spazieren schwimmen.
Das verwirrende an Starbucks sind nicht die Kaffees, die so erstaunliches beinhalten wie Karamell-Walnuss-Nougat und Honig-Salbei-Sahne (selten aber Kaffee). Das verwirrende ist vielmehr die Globalisierung der Sprache. Man könnte sich auf Englisch einigen, sie ist aber „international“.
“Ich möchte das dort”, sage ich höflich und zeige auf eine Art Kuhfladen.
“Den weißen Cookie?”, fragt der Junge hinter dem Tresen.
“Den braunen”, sage ich.
“Ach, den Brownie?” Er greift nach einem Muffin.
“Nein, nein, den brownen Cookie!”, schrei ich gegen den Coffeelärm an.
“Da guck I mal, ob wir noch Brownies haben…”, beginnt er.
“Ich will doch nur den Schokoladenkeks!”, rufe ich.
“Ach, den Chocolat Cake”, meint er und legt ein Stück Pudding auf einen Teller.
“Und einen Tee”, sage ich resigniert. “Den da auf dem Schild … Chai Tea Latte”, lese ich.
“Tall, Grande oder Venti?”, fragt er.
Hinter mir entflammt gerade eine Diskussion über die Bedeutung des Wortes „Tall“. Ist es deutsch oder italienisch? Muss man es deklinieren: “Einen tallen Coffee Latte?” Oder heißt es: “Eine tolle Coffee Latte?” Oder gar: “Toll, eine Kaffee Latte”?
“Wie heißt du?”, fragt der Junge.
Will er sich mit mir verabreden? Nein, sie müssen bei Starbucks neuerdings die Vornamen auf die Tassen schreiben.
“Ilyonora Leohair”, sage ich und entferne mich, ehe er fragen kann, wie man das schreibt.
Übrigens gibt es noch mehr Fortschritte. Sie kleben jetzt „Labels“ auf die Sandwiches: “Vegetarier-geeignet” oder “Hähnchenbaguette aus Bodenhaltung”. Ein Baguette aus Bodenhaltung habe ich noch nie gesehen.
“Einen veganen Tall Chai Tea Latte für Ilihaari!”, schreit der Junge am Tresen, “mit Grande Whipped Cream Curry Macchiato aus cholesterinreduzierter Freelance-Aufzucht in ökologischen, koffeinfreien Surroundings und ein smaller, browner Klima-Schutz-Waldhoney-Creme-Cookie an antialkoholischem, fangfrischem Bio-Smoothie…“
Er bricht unter der Reklame für “Double White Hot Cocos Chocolatte Naranja” zusammen.
Und ich wollte doch nur einen Tee und einen Keks.